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Schriftstellerin Alex Beer zu Gast im Bahnhof Puderbach
Puderbach. Alex Beer beschäftigt sich mit der wenig bekannten Epoche zwischen den beiden Weltkriegen, in Österreich die „Erste Republik“ genannt, in Deutschland die „Weimarer Republik“. Eine Zeit, in der Wien das "größte Drecksloch" war, weil Essen und Brennholz fehlten, die Nachwirkungen des Krieges in allen Familien spürbar waren, das Großreich Österreich-Ungarn zerschlagen war und Zölle eingeführt wurden. In diese düstere, kaputte Zeit baut Beer ihre Kriminalromane ein.
Hilfreich war eine kurze Vokabelübung vorweg, in der die charmant plaudernde Beer österreichische Begriffe wie „Damenspitz“ (Schwips) und „Restfett“ (Restalkohol) erklärte. Sie ermutigte die Zuhörer, sich sofort zu melden, wenn sie etwas nicht verstünden.
„Die weiße Stunde“ ist der sechste, in sich abgeschlossene Band der Reihe und spielt im Jahr 1923. Lord Carnarvon, der Finanzier der Tut Ench Amun-Ausgrabung ist gerade unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Diese Nachricht hat Marita Hochmeister auf ihrer 35. Geburtstagsfeier im noblen Heinrichshof die Show gestohlen. Noch wesentlich desaströser ist der Mann unter ihrem Bett, der die Dame brutal mit einem Knüppel ins Jenseits befördert.
Kriminalinspektor August Emmerich von der Einheit „Leib und Leben“, der infolge einer Kriegsverletzung eine Gehhilfe braucht, hatte geschworen, unflätige Ausdrücke aus seinem Sprachschatz zu streichen, seit er letzte Woche in die Schule seines jüngsten Sohnes zitiert worden war, um sich dort eine Standpauke bezüglich seiner Ausdrucksweise anzuhören.
Emmerich wirkt mit seinen ausgetretenen Schnürschuhen und dem geflickten fadenscheinigen Mantel wie ein Eindringling in seinem feinen Wohnbezirk, weil er von seinem gerade erst gefundenen Vater, einem Baron, dort eine heruntergekommene Villa und einen nicht zuzuordnenden Schlüssel geerbt hat. Irina Novotny, eine ehemalige Nackttänzerin lebt als Mutterersatz für Emmerichs drei Stiefkinder mit ihm in diesem Haus. Alles Wertvolle, das ehemals darin war, wurde gegen Lebensmittel eingetauscht, daher ist der ominöse Schlüssel die letzte Hoffnung der Beiden.
Emmerichs Assistent Ferdinand Winter, im Gegensatz zu Emmerich ein gesetzestreuer Polizist, holt mit einem zerbeulten Fiat Torpedo seinen Chef zur Arbeit ab. „Die Automobile der Wiener Polizei waren Relikte der k.u.k. Armee, in erster Linie Austro-Daimler, aber auch Wagen aus ehemaligen Beutebeständen, wie diese rostige italienische Konservendose, die Emmerich und Winter zugeteilt worden war.“
Winters Großmutter will ihren Enkel unter der Haube wissen und hat bereits hinter dessen Rücken ein Rendezvous mit Charlotte Dietrichstein im Sacher organisiert. Winter hält die Dame für „ein albernes, verhätscheltes Püppchen“ und hat keine Ahnung, was er mit ihr reden soll. Das völlig Unerwartete geschieht: Winter erscheint nach seinem Rendezvous mit Restfett in der Arbeit. Er muss zur Morgenkonferenz gehen, in der der ehemalige Leiter von „Leib und Leben“ auftaucht, weil er Ähnlichkeiten zu seinem letzten unaufgeklärten Fall vor zehn Jahren sieht.
Sandra Köster, Vorständin der Regional-Initiative „Wir Westerwälder“ dankte herzlich der Programmleiterin Katharina Roßbach für ihre Kulturarbeit und Dr. Henn wies auf die nächste Veranstaltung im Alten Bahnhof am Freitag, dem 25. Oktober hin mit dem Titel: „A dream of Gypsy“.
- Text und Bild: Helmi Tischler Velten